Geschichte der Pflanzen

Geschichte der Kräuter und Pflanzenheilkunde

Archäologen nehmen an, dass schon die Steinzeitmenschen vor ca. 50 000 Jahren Kräuter benutzten, um ihre Mahlzeiten abwechslungsreicher zu machen und um den Geschmack zu verbessern. Mit dem Ausbreiten der Zivilisationen verbreitete sich auch das Wissen um den Gebrauch von Kräutern. Ein blühender Gewürzhandel kam zwischen dem Osten und Hauptstädten des Mittelmeergebietes auf. Somit kamen Pfeffer, Kardamom, Zimt und andere seltene Gewürze nach Europa. Diese Gewürze waren heiß begehrt und wurden teuer verkauft. Im Mittelalter galt es als Zeichen von Reichtum, gut gewürzte und mit Blüten gefärbte oder angerichtete Speisen zu servieren. Kräuter spielten auch in den Religionen eine Rolle, aber hauptsächlich wurden sie wegen ihrer medizinischen Qualitäten benutzt. Schon Hippokrates stellte einen Almanach der Heilkräuter auf und im Mittelalter waren die Kräutergärten der Klöster berühmt für ihre Vielfalt.

Altertum

Schon bei den Ägyptern vor ca. 4000 Jahren gab es Kräutergärten. Kamille war ein Hauptbestandteil des Einbalsamierungsöls, welches für den Pharao Ramses II benutzt wurde. Im Islam wird das Paradies als umschlossener Garten dargestellt. Die Römer kannten und liebten den Rosmarin und den Lorbeer. In China und Indien wurden die Kräuter schon lange für medizinische Zwecke verwendet. In der chinesischen Kräuterkunde werden über 5000 verschiedene Kräuter beschrieben und auch die Ayurveda-Medizin setzt ca. 500 Kräuter zur Behandlung ein. Der Grieche Dioskurides schrieb eines der bedeutendsten pharmazeutischen Werke der Antike, die Materia Medica. Er war Arzt des römischen Heeres und reiste in der damaligen Welt weit herum. Dabei sammelte und studierte er die medizinische Anwendungen und die heilenden Wirkungen der Pflanzen.

Frühe Naturvölker und Heilungsrituale

In schamanistischen Ritualen traten die frühen Heiler durch psychoaktive Substanzen mit ihren Göttern in Verbindung. In ihren Visionen erkannten sie Krankheiten und mögliche Behandlungswege. Unterirdische Pflanzenstrukturen, wie Wurzeln, galten als mythische Verbindungsglieder zwischen den Welten. Die so entwickelten Heilverfahren und Riten wurden stets mündlich überliefert und fester Teil der Traditionen ursprünglicher Naturvölker.

Entwicklung zur Phytotherapie

Im Irak wurde in den 1950er Jahren ein ca. 60 000 Jahre altes Grab entdeckt. Die Toten waren auf Pflanzenbüscheln aufgebahrt. Auch wenn dieser Fund keinen eindeutigen Beleg auf eine derartig frühe Datierung der Pflanzenheilkunde zulässt, ist er ein erstes Indiz für den Gebrauch von Heilpflanzen. Spätere Funde aus den frühsteinzeitlichen Pfahlbauten am Bodensee ergaben Erkenntnisse über die Lagerung von Samen diverser Heilpflanzen wie Schlehe, Kümmel und Holunder. Ebenso belegt die im Eis mumifizierte Leiche des Ötzi, die auf über 5000 Jahre datiert wird, ebenfalls den Gebrauch einer Vielzahl unterschiedlicher Kräuter, die er in seinem Köcher mit sich führte. Auf ca. 3000 Jahre v. Chr. datiert wurden erste Funde von Insignien auf Steintafeln, die Pflanzen und Rezepte erwähnten. In Ägypten häuften sich anschließend schriftliche Belege für pflanzenheilkundliche Rezepte. So entstand etwa 1900 v. Chr. die Heilkunst des Ayurveda ("Lehre vom langen Leben"). In den ägyptischen Königsgräbern wurden dementsprechend eindrucksvolle Funde entdeckt, die auf eine mannigfaltige Nutzung des Heilwissens schließen lassen.

Hippokrates

Ab dem 5. Jh. v. Chr. begann die Ära des Hippokrates (um 460 v. Chr. - um 370 v. Chr.) Er stellte eine bis heute bedeutende Gesundheitslehre auf und der hippokratische Eid bildet bis jetzt die Grundlage des Schaffens eines jeden Mediziners. Hippokrates schuf somit den Grundstein der modernen Medizin.

Chinesische Heilkunde

Auch in China entwickelte sich parallel ein sehr umfassendes Wissen um die Heilkräfte der Natur. Der legendäre Kaiser von China, Shennong, der vor ca. 5000 Jahren gelebt haben soll, entwickelte eine umfassende Bibliothek über die Wirkweisen von über 200 verschiedenen pharmakologisch wirksamen Pflanzen und ihrer Anwendung. Ihm wird auch die Entdeckung des Tees zugeschrieben.

Tacitus und die römische Heilkunde

Ein Jahrhundert später entwickelten sich im römischen Reich vor allem durch Tacitus unterschiedliche Verfahren und Heilkunden in Bezug auf natürliche Heilmethoden, die später auch von den Germanen teilweise übernommen wurden. Die germanischen Heilmethoden gehen allerdings auch auf die keltischen Druiden zurück, die bereits 3000 Jahre v. Chr. in ihren Zirkeln ritualisierte Heilverfahren durchführten. 

Isländische Sagas

Aus den Regionen Islands und Norwegen stammen heilkundliche Überlieferungen insbesondere durch die Vielzahl an Sagas. Hier ist es die "Edda", die einen bedeutenden Einfluss auf die damalige medizinische Kultur ausübte. Pflanzen wurden in den Sagas als die höchsten Güter zur Erhaltung der Gesundheit betrachtet.

Pflanzenheilkunde und Christentum

Im Jahre 750 n. Chr. entstand das Lorscher Arzneibuch. Hier wurde erstmals für eine Trennung der Medizin von den wissenschaftsfeindlichen christlichen Grundsätzen plädiert. Heilpflanzen und Gewürze wurden unter der Führung von Karl dem Großen (747 - 814) geregelt angebaut. In vielen Klöstern wurden die Klostermedizin entwickelt und durch den Anbau der unterschiedlichsten Pflanzen in den eigenen Klostergärten gespeist. Dort stammt auch der Name der "Apotheke" her, die damals unter dem Namen "Apotheca" den Lagerraum der Kräuter bezeichnete.

Hildegard von Bingen

Im 12. Jh. prägte Hildegard von Bingen (1098 - 1179) das Gesundheitswesen und -wissen maßgeblich. In ihrem Werk "Physica" beschreibt sie bis dahin ungekannt akribisch und detailliert die heimischen Pflanzen, die bis dato nicht als medizinisch nutzbar bekannt gewesen waren. Mit ihrem Lebenswerk ist sie eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des Mittelalters und ihre Erkenntnisse über die Pflanzenwelt sind bis heute aktuell. 

Paracelsus

Durch den von Johannes Gutenberg (1395 - 1468) entwickelten Buchdruck verbreitete sich die Kunde der Heilkunst nun bedeutend schneller. Immer mehr Menschen wurde die Theorie der Heilverfahren zugänglich und so spaltete sich die Heilkunst in immer feinere Verzweigungen auf. Durch Paracelsus (1493 - 1541), wurde viel Forschungsarbeit geleistet. Als Stadtarzt und Gelehrter griff er auch auf damals verpönte Quellen, wie das Hexentum zurück, um von den seinerzeit verschrienen "Kräuterweibern" zu lernen. Er verband die Astronomie mit der Heilkunde und war stets auf der Suche nach einem ganzheitlichen Ansatz.

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